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BiA-RatgeberBildungsurlaub: Regeln, Beantragung & Vorteile

Klassische Fortbildungen und Weiterbildungen gehören mittlerweile branchenübergreifend zum Standard. Doch ein Bildungsurlaub? Davon haben die wenigsten bisher gehört. Das Besondere daran: Kaum jemand weiß, dass eine Bildungsreise in den meisten Fällen durch das Bildungsurlaubsgesetz geregelt ist.

Passend dazu möchten wir Ihnen nun leicht verständlich Ihre gesetzlichen Ansprüche anhand des Bildungsurlaubsgesetzes erklären und Ihnen die einzelnen Schritte der Beantragung an die Hand geben. Außerdem nennen wir die wichtigsten Vorteile eines Bildungsurlaubs für Arbeitnehmer sowie Arbeitgeber.



Inhaltsverzeichnis

Bildungsurlaub: Was ist das überhaupt?   I   Bildungsurlaubsgesetz   I   Bildungszeit beantragen   I   Vorteile für Mitarbeiter   I   Vorteile für Betriebe   I   FAQ



Bildungsurlaub: Was ist das überhaupt?

Eine gute Frage! Viele Arbeitnehmer können sich unter den Begriffen “Bildungsurlaub” und “Bildungsreise” nur wenig vorstellen. Ist es eine Art Auszeit?
Oder doch eher eine Schulung? Die Antwort liegt dazwischen:

Ein Bildungsurlaub ist keine typische Freizeit, sondern zusätzlich bezahlter “Urlaub” für eine Weiterbildung oder Fortbildung - oft in einem anderen Land, einer anderen Stadt oder einer anderen Region. Eine gelungene Bildungsreise kombiniert daher Weiterentwicklung mit Erholung. Ziel ist es, dass Sie im Anschluss mit frischen Ideen, neuem Know-how und aufgeladenem Energielevel an Ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Bildungsurlaub wird übrigens auch als Bildungszeit, Bildungsfreistellung oder Arbeitnehmerweiterbildung bezeichnet.

Bildungsurlaubsgesetz: Ihr Anspruch auf Bildungsurlaub

Kommen wir nun zum Wichtigsten, dem Bildungsurlaubsgesetz! Es gilt: Bildungsurlaub ist Ländersache. Die Bundesländer können daher selbst festlegen, ob es einen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub gibt und wie dieser genau geregelt ist.

Die gute Nachricht: Der Großteil aller Bundesländer verfügt über passende Bildungsurlaubsgesetze (die aber meist stark unterschiedlich sind). Wenn Sie also bei Ihrem Arbeitgeber um eine Bildungsreise bitten, ist dieser dazu verpflichtet, Ihnen die Bildungszeit zu genehmigen. Die Ausnahme sind Sachsen und Bayern - diese beiden Bundesländer haben aktuell keinen gesetzlich geregelten Bildungsurlaub.

Ebenfalls wichtig: Oft greift die Regel für einen Bildungsurlaub frühestens nach sechs Monaten Betriebszugehörigkeit. Anschließend haben Sie als Arbeitnehmer in der Regel Anspruch auf fünf Tage Bildungsurlaub pro Jahr (die Anzahl ist abhängig vom jeweiligen Bundesland). Außerdem muss der Bildungsurlaub zusätzlich zum regulären Urlaub gewährt werden. Sollten Sie also laut Arbeitsvertrag 30 Urlaubstage pro Jahr haben, kommen Sie durch den gesetzlichen Anspruch auf 35 bezahlte Urlaubstage. Diese fünf Tage dürfen allerdings nur für einen Bildungsurlaub genutzt werden - nicht für eine normale Reise.

Zusätzlicher Tipp zum Bildungsurlaubsgesetz: In manchen Bundesländern kann man den Bildungsurlaub von zwei Jahren zusammenhängend beantragen. Dadurch können Sie 10 Tage am Stück nehmen.



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Bildungsurlaub in Baden-Württemberg

Da die Bildungsakademie Stuttgart Teil des Bundeslandes Baden-Württemberg ist, möchten wir Ihnen an dieser Stelle die wichtigsten Regeln unseres Bildungsurlaubsgesetzes vorstellen:

  • Anspruch auf 5 Tage pro Jahr
  • Lohnfortzahlung während dieser 5 Tage
  • Gilt für Arbeitnehmer, Azubis & Studierende
  • Genehmigung nach mind. zwölf Monate Betriebszugehörigkeit
  • Antrag muss neun Wochen im Voraus beim Arbeitgeber eingereicht werden
  • Teilnahme an der Weiterbildung muss nachgewiesen werden
  • Der Bildungsurlaub muss von anerkannten Bildungseinrichtungen durchgeführt werden (weitere Infos finden Sie unter diesem Link)
  • Die Bildungszeit kann vom Betrieb abgelehnt werden, wenn dringende betriebliche Belange wichtiger sind.
  • Zum Beispiel bei Personalengstand durch Urlaubszeit oder Krankmeldungen.


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Bildungszeit anhand des Bildungsurlaubsgesetzes beantragen

“Wie beantrage ich eigentlich einen Bildungsurlaub?” - Auch das ist eine weitere zentrale Frage, die sich bei der Planung stellt. Und auch hierfür gibt es leider keine bundesweite einheitliche Vorgehensweise. Dennoch möchten wir Ihnen einen Schritt-für-Schritt-Plan zeigen, der eine grobe Orientierungshilfe bietet:



  1. Prüfen Sie, ob in Ihrem Bundesland anhand des Bildungsurlaubsgesetzes Anspruch auf Bildungsurlaub besteht.
  2. Vergleichen Sie einzelne Anbieter und passende Angebote für Bildungsurlaube.
  3. Lassen Sie sich die jeweiligen Anmeldeunterlagen sowie weitere Infos zusenden.
  4. Beantragen Sie rechtzeitig die Bildungszeit bei Ihrem Arbeitgeber und erkundigen Sie sich nach einer möglichen Kostenübernahme.
  5. Arbeitgeber genehmigt den Bildungsurlaub? Viel Spaß!
  6. Bringen Sie am Ende der Bildungsreise unbedingt eine Teilnahmebestätigung mit.
  7. Teilnahmebestätigung beim Arbeitgeber einreichen - fertig!

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Vorteile für Mitarbeiter

Das Bildungsurlaubsgesetz bringt zahlreiche Vorteile für Mitarbeiter mit sich, die Sie sich als Arbeitnehmer auf keinen Fall entgehen lassen sollten.

Weiterbildung und Entspannung im Einklang

Klassische Weiterbildungen oder Seminare werden meist als zeitintensiv und kräftezehrend wahrgenommen. Sie müssen oft neben der Arbeit besucht werden, dauern teilweise monatelang und finden nicht immer in angenehmer, entspannter Atmosphäre statt. Während einer Bildungszeit ist das komplette Gegenteil der Fall. Teilnehmer berichten immer wieder, dass sie trotz neuem Input erholt zurückkommen.

Der Grund dafür ist simpel: Auch wenn untertags die Weiterbildung im Vordergrund steht, hat man immer noch genug Freizeit. Dieser Abstand zum sonst üblichen Berufsalltag lässt die Anspannung abfallen und den Körper erholen, während man gleichzeitig aufnahmefähiger für neue Themen wird und sein berufsbezogenes Fachwissen vertieft.

Neue Motivation entsteht

Erholung und Entspannung sorgen nicht nur für gezielten Stressabbau, sondern auch für neuen Antrieb im Beruf. Sollte Ihnen die Arbeit in letzter Zeit schwerfallen, könnte ein Bildungsurlaub genau das Richtige für Sie sein. Oft benötigen wir etwas Abstand, um anschließend mit deutlich mehr Elan und neuem Tatendrang wieder anpacken zu können.

Wertschätzung & Dankbarkeit

Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie eine außerplanmäßige Gehaltserhöhung bekommen? Oder von Ihrem Vorgesetzten immer wieder für Ihre hervorragende Arbeit gelobt werden? Diese Gefühle der Dankbarkeit und Wertschätzung erwarten Sie auch nach einer rundum gelungenen Bildungsfreistellung. Sie stärkt positive Sichtweisen, Ihr Vertrauen in sich selbst sowie die Bindung zur Firma. Außerdem sorgt sie für langfristig bessere Stimmung und ein erhöhtes Wohlbefinden während der Arbeit.

Urlaubstage werden nicht benötigt

Einen der größten Vorteile haben wir bereits öfters angesprochen: Für einen Bildungsurlaub werden Ihnen laut Bildungsurlaubsgesetz keine Urlaubstage abgezogen, sondern sogar geschenkt. In der Regel sind es fünf bezahlte Urlaubstage pro Jahr. Wenn alles gut geht und das Thema Ihres Bildungsurlaubs sogar in Verbindung mit Ihrer betrieblichen Tätigkeit steht, werden Sie vielleicht sogar finanziell von Ihrem Betrieb unterstützt.



Vorteile für den Betrieb

Nicht nur für Mitarbeiter bringt das Bildungsurlaubsgesetz zahlreiche Pluspunkte mit sich, sondern auch für den Betrieb selbst. Dies sind die wichtigsten Vorteile für Unternehmen:

Engere Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen

Mitarbeiter, die ihren Bildungsurlaub ohne große Umwege genehmigt bekommen, werden diese Geste sehr zu schätzen wissen. Generell gilt: Je stärker Firmen ihren Angestellten bei bestimmten Themen wie dem Bildungsurlaubsgesetz entgegenkommen, umso eher wird dies durch intensive Firmenzugehörigkeit und großes Engagement zurückgezahlt.

Verbesserung der Arbeitsqualität durch neue Fähigkeiten

Sollte die gewählte Bildungsreise fachlich in Verbindung mit dem ausgeübten Beruf stehen, werden die jeweiligen Mitarbeiter mit neuen Fertigkeiten zurückkommen, die sich positiv in den Berufsalltag integrieren lassen. Die Folgen sind weitreichend: von einer besseren Arbeitsqualität über eine höhere Leistungskurve bis hin zu besserer Teamfähigkeit.

Ideen und Innovationen entstehen

Kennen Sie das sprichwörtliche Brett vor dem Kopf? Mit Sicherheit! Besonders präsent ist es, wenn man als Mitarbeiter wochen- oder monatelang kaum Ausgleich zur Arbeit bekommt. In diesem Zustand funktioniert man zwar noch - neue Ideen oder geschweige denn Innovationen werden aber zur Seltenheit. Dabei sind es genau diese kreativen Impulse der Angestellten, die ein Unternehmen langfristig konkurrenzfähig halten. 

Um die einzelnen Nägel zu entfernen und das “Brett vor dem Kopf” loszuwerden, braucht es den bereits öfters angesprochenen Abstand zur Arbeit - der wiederum durch das Bildungsurlaubsgesetz ermöglicht wird. Erst dann können Gedanken, Kreativität und Ideenreichtum bei den jeweiligen Mitarbeitern wieder frei fließen.

Stärkung des Teamgeists

Nicht nur Bildungsreisen für Einzelpersonen sind möglich, sondern auch für das gesamte Team. Hier macht das Bildungsurlaubsgesetz keinen Unterschied. Bildungsausflüge als Team sind besonders sinnvoll, wenn das Teamgefüge, die gemeinsame Effektivität, die Stimmung innerhalb der Gruppe und auch die zwischenmenschliche Kommunikation während der Arbeit gestärkt werden soll. Gemeinsame Bildungsurlaube können aus schlechten Teams hervorragende Arbeitsgruppen formen!



FAQ - Bildungsurlaubsgesetz

Zum Ende des Beitrags haben wir ein kleines FAQ für Sie, in dem wir die wichtigsten Fragen zum Bildungsurlaubsgesetz und auch zu den eigentlichen Bildungsreisen nochmals in wenigen Worten beantworten.

In 14 von 16 Bundesländern gibt es ein passendes Gesetz, wodurch der Arbeitnehmer einen jährlichen Bildungsurlaub genehmigen muss. Das sogenannte Bildungsurlaubsgesetz. Allerdings sind die genauen Regeln von Land zu Land unterschiedlich. Informieren Sie sich deshalb bitte auf der Informationsseite Ihrer jeweiligen Region.
Ja, ein Bildungsurlaub kann in vielen Bundesländern abgelehnt werden. Dazu muss der Betriebsablauf durch die Bildungsreise zu stark beeinträchtigt werden. Dies ist bei vielen Krankmeldungen oder während der allgemeinen Urlaubszeit öfter der Fall.
Die Kosten für den Bildungsurlaub sind nicht im Bildungsurlaubsgesetz geregelt. In der Regel trägt der Arbeitnehmer die Kosten selbst - nicht der Betrieb. Die zusätzlichen Urlaubstage, die für die Bildungszeit genommen werden müssen, sind allerdings vom Arbeitgeber bezahlt.

Tipp:
Erkundigen Sie sich dennoch in Ihrem Betrieb nach einer möglichen Kostenübernahme oder zumindest nach finanzieller Unterstützung. Wenn die gewählte Bildungsreise Ihrer Arbeitsqualität zugutekommt, sind Betriebe oftmals bereit, finanziell unter die Arme zu greifen.
Die Voraussetzungen sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Die wichtigste Voraussetzung ist allerdings, dass Sie in Ihrem Bundesland überhaupt Anspruch auf eine Bildungszeit anhand des Bildungsurlaubsgesetzes haben. Alle anderen Voraussetzungen sind zunächst zweitrangig und lassen sich normalerweise leicht erfüllen, wenn Sie fest in Ihrem Unternehmen angestellt sind.
Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten, da sie von vielen verschiedenen Faktoren wie der Reisedauer, dem gewünschten Zielort, der Unterkunft, der jeweiligen Jahreszeit und natürlich auch der Art der Fortbildung abhängt. Von wenigen Hundert bis zu vielen Tausend Euro ist alles möglich.
Prinzipiell gibt es hier keine örtlichen Einschränkungen, solange die Bildungsreise von einem anerkannten Bildungsträger organisiert wird. Besonders beliebt sind deshalb Bildungsurlaube im Ausland, am Meer, in den Bergen oder auch in fremden, größeren Städten. Sogar auf anderen Kontinenten wie Amerika, Asien oder Ozeanien sind Bildungsurlaube problemlos möglich.