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Erfolgreiches Arbeiten im Home-Office: So gelingt es auch im Handwerk
Die Arbeitswelt verändert sich rasant – das spüren wir alle, selbst im traditionsbewussten Handwerk. Die praktischen Arbeiten erledigen Sie zwar weiterhin vor Ort beim Kunden oder in der Werkstatt, doch die Büroarbeit wandert zunehmend ins eigene Zuhause. Und das bringt echte Vorteile mit sich: Der nervige Arbeitsweg fällt weg, Sie können Ihre Zeit flexibler einteilen und Familie und Beruf besser unter einen Hut bringen.
Aber seien wir ehrlich: Arbeiten im Home-Office klingt zwar verlockend, stellt uns Handwerker aber vor eigene Herausforderungen. Wie strukturiert man seinen Tag ohne den gewohnten Werkstattalltag? Wie bleibt man fokussiert, wenn der Haushalt um einen herum nach Aufmerksamkeit schreit? Aus unserer Praxiserfahrung und den Rückmeldungen zahlreicher Handwerksbetriebe haben wir für Sie handfeste Strategien und Home-Office-Tipps zusammengetragen, mit denen das Arbeiten von zu Hause wirklich klappt.

Welche Tätigkeiten können Handwerker im Home-Office erledigen?
"Arbeiten im Home-Office als Handwerker:in? Geht doch gar nicht!" - Diesen Satz hören wir oft. Trotzdem gibt es erstaunlich viele Aufgaben, die Sie bequem von zu Hause erledigen können – und das manchmal sogar effizienter als im hektischen Werkstattalltag.
Aus unserer Erfahrung eignen sich besonders folgende Tätigkeiten für die Heimarbeit:
- Angebotserstellung und Kalkulation
- Rechnungsstellung und Buchführung
- Materialrecherche und Bestellungen
- CAD-Planungen und technische Zeichnungen
- Marketing – von der Facebook-Seite bis zum Flyer für die nächste Messe
- Kundenberatung per Telefon oder Videochat
- Weiterbildung
Die gewonnene Ruhe beim Arbeiten im Home-Office können Sie zudem nutzen, um strategisch an Ihrem Unternehmen zu arbeiten. Hand aufs Herz: Wie oft nehmen Sie sich wirklich Zeit, über die Zukunft Ihres Betriebs nachzudenken? Im Alltagsstress bleibt das oft auf der Strecke. Im Home-Office finden Sie den nötigen Abstand, um den Blick auf das große Ganze zu richten.
Der optimale Home-Office-Arbeitsplatz
Sie kennen das sicher: In der Werkstatt hat jedes Werkzeug seinen festen Platz – warum? Damit Sie nicht ewig suchen müssen und effizient arbeiten können. Genauso wichtig ist ein durchdachter Arbeitsplatz zuhause.
Ideal ist natürlich ein separates Arbeitszimmer mit Tür, die Sie schließen können. Fehlt der Platz dafür, hilft auch ein Raumteiler oder ein Paravent. Hauptsache, Sie schaffen eine klare Grenze zwischen "hier wird gearbeitet" und "hier wird gelebt".
Ergonomische Grundlagen für gesundes Arbeiten
Als Handwerker wissen Sie, wie wichtig die richtige Körperhaltung bei der Arbeit ist. Genauso verhält es sich mit der Büroarbeit – nur dass sich die Folgen oft erst nach Jahren bemerkbar machen. Investieren Sie daher in einen höhenverstellbaren Schreibtisch, mit dem Sie zwischen Sitzen und Stehen wechseln können. Ihr Rücken wird es Ihnen danken! Ein guter Bürostuhl ist beim Arbeiten im Home-Office ebenfalls Gold wert und verhindert Rückenschmerzen.
Beachten Sie bei der Einrichtung folgende Punkte:
- Stellen Sie Ihren Bildschirm so, dass die obere Kante auf Augenhöhe ist – schauen Sie leicht nach unten, nicht nach oben
- Achten Sie beim Tippen darauf, dass Ihre Unterarme einen 90-Grad-Winkel bilden
- Ihre Füße sollten komplett auf dem Boden aufliegen – notfalls hilft eine Fußstütze
- Halten Sie mindestens eine Armlänge Abstand zum Bildschirm
- Wechseln Sie regelmäßig zwischen Sitzen und Stehen
- Vermeiden Sie Blendung, indem Sie parallel zum Fenster sitzen
Apropos Licht: Gute Beleuchtung ist im Home-Office ebenso wichtig wie in der Werkstatt. Nutzen Sie dafür natürliches Tageslicht, wann immer möglich. Eine zusätzliche Schreibtischleuchte sorgt für punktgenaue Ausleuchtung Ihrer Arbeitsunterlagen zur Abendzeit. Und vergessen Sie das Raumklima nicht: Regelmäßiges Lüften hält den Kopf frisch. Eine Temperatur zwischen 20 und 22 Grad ist ideal – zu warm macht müde, zu kalt lenkt ab.
Technische Ausstattung für effizientes Arbeiten im Home-Office
Die technische Grundausstattung fürs Arbeiten im Home-Office muss nicht teuer sein, sollte aber solide und zuverlässig sein – genauso wie Ihr Handwerkszeug. Ein leistungsfähiger Computer oder Laptop bilden das Herzstück. Wenn Sie viel mit Zeichnungen oder Planungen arbeiten, lohnt sich außerdem ein großer Monitor – vielleicht sogar zwei. Unverzichtbar ist auch eine stabile Internetverbindung. Nichts ist frustrierender als eine abbrechende Videokonferenz mit einem wichtigen Kunden.
Für Handwerker gibt es zudem spezifische digitale Werkzeuge, die den Alltag erleichtern:
- CAD-Programme für maßgenaue Planungen
- Handwerkersoftware für Angebote, Rechnungen und Zeiterfassung
- Digitale Vermessungstools, die mit Ihrem Smartphone funktionieren
- 3D-Visualisierungsprogramme, um Kunden Ergebnisse vorab zu zeigen
Nicht zu vergessen: die Datensicherheit. Kundendaten sind sensibel und müssen geschützt werden. Zum Beispiel durch regelmäßige Backups und eine VPN-Verbindung, wenn Sie auf Firmendaten zugreifen. Bei all der Technik empfehlen wir außerdem, die Nutzung eines sicheren Passwort-Programms wie 1Password. Sie können darüber nicht nur bombensichere Passwörter erstellen, sondern alle Zugangsdaten sicher an einem Ort speichern.

Selbstorganisation und Produktivität
In der Werkstatt gibt der Arbeitsprozess oft den Takt vor. Beim Arbeiten im Home-Office fehlt diese natürliche Struktur – plötzlich sind Sie selbst für Ihre Zeiteinteilung verantwortlich. Das kann ungewohnt sein, besonders wenn man meist nach konkreten Aufträgen arbeitet.
Strukturierte Tagesplanung
Morgens aufstehen, Kaffee kochen und dann? Ohne klare Tagesstruktur versinkt man schnell im Chaos oder verliert sich in Nebensächlichkeiten. Die Lösung? Eine durchdachte Tagesplanung. Teilen Sie Ihren Tag in überschaubare Blöcke ein und ordnen Sie diesen konkreten Aufgaben zu. Beginnen Sie mit einer kurzen Planungsphase – was steht heute an, was hat Priorität?
Pausen sind dabei kein Luxus, sondern Notwendigkeit! Anders als in der Werkstatt, wo Sie zwischen verschiedenen Arbeitsschritten automatisch kurz innehalten, müssen Sie beim Arbeiten im Home-Office aktiv für Unterbrechungen sorgen.
Bewährte Tipps aus der Praxis:
- Arbeiten Sie in 60-Minuten-Blöcken – danach kurz aufstehen, strecken, durchatmen
- Definieren Sie "Fokuszeiten", in denen Sie nicht erreichbar sind und konzentriert an einer Aufgabe arbeiten
- Planen Sie Pufferzeiten ein – im Handwerk wissen wir, dass nicht immer alles nach Plan läuft
- Legen Sie feste Zeiten für Kommunikation fest – zum Beispiel E-Mails nur dreimal täglich checken
- Bündeln Sie ähnliche Aufgaben – alle Telefonate am späten Vormittag, alle Planungen am Nachmittag
- Schaffen Sie Routinen für wiederkehrende Aufgaben – etwa jeden Montag die Wochenplanung, jeden Freitag die Rechnungsstellung
- Erstellen Sie Ihre grobe Planung schon am Vorabend – so starten Sie morgens direkt durch
- Setzen Sie sich maximal drei Hauptaufgaben pro Tag – lieber weniger, aber realistisch
- Berücksichtigen Sie Ihre persönliche Energiekurve – sind Sie Frühaufsteher oder Nachmittagsmensch?
- Definieren Sie regelmäßige Pausenzeiten für einen kurzen Erholungsschub. Wir empfehlen alle 60 Minuten einen kurze 5 Minute-Break.
Aufgabenmanagement beim Arbeiten im Home-Office
Mit einem Berg von Aufgaben konfrontiert zu sein, kann überwältigend wirken. Hier hilft die Eisenhower-Matrix, um Ordnung ins Chaos zu bringen: Was ist wichtig UND dringend? Was ist wichtig, aber NICHT dringend? Und was ist dringend, aber NICHT wichtig?
Konzentrieren Sie sich morgens auf die schwierigen, wichtigen Aufgaben, wenn Ihr Gehirn noch frisch ist. Digitale Tools erleichtern dabei die Home-Office-Organisation enorm. Probieren Sie einfache Programme wie Todoist für Ihre täglichen Aufgaben oder komplexere Lösungen wie Asana für die Projektverwaltung. Notizbuch-Apps wie OneNote oder Evernote helfen, wichtige Informationen zu sammeln und wiederzufinden.
Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Kalender-Apps wie der Google Kalender mit Erinnerungsfunktion sind Gold wert. Tragen Sie nicht nur Termine, sondern auch Fristen ein – wann muss das Angebot raus, wann läuft die Gewährleistung ab, wann ist der nächste Steuertermin? Ja, diese Tools kosten anfangs Zeit für die Einarbeitung – aber diese Investition zahlt sich mehrfach aus.
Produktivität steigern – Ablenkungen vermeiden
Die größte Herausforderung beim Arbeiten im Home-Office? Ablenkungen! Der volle Wäschekorb, der ungespülte Abwasch, das ungemachte Bett, das klingelnde Handy – all das scheint plötzlich nach Aufmerksamkeit zu schreien, wenn Sie eigentlich kalkulieren sollten.
Wir haben daher ein paar bewährte Strategien gegen typische Ablenkungen für Sie:
- Smartphone? Während der Fokuszeiten in den Flugmodus schalten und in einem anderen Raum lassen.
- Internet allgemein? Browser-Erweiterungen wie "Stay Focused" blockieren ablenkende Websites während der Arbeitszeit.
- Unruhige Umgebung? Probieren Sie Fokus-Musik über Kopfhörer – es gibt spezielle Playlisten, die die Konzentration fördern.
- Familie oder Mitbewohner? Ein einfaches "Bitte nicht stören"-Schild an der Tür wirkt Wunder.
- E-Mail-Flut? Feste Zeiten zum Checken einrichten, anstatt ständig die Inbox zu aktualisieren.
- Haushalt? Notieren Sie ablenkende Gedanken ("Ich müsste noch...") für später und bleiben Sie bei Ihrer Aufgabe
Realistische Tagesziele sind ebenfalls wichtig. Das Abhaken erledigter Aufgaben schafft Erfolgserlebnisse und motiviert zusätzlich. Unterteilen Sie dazu größere Ziele in überschaubare Teilschritte, um Überforderung zu vermeiden und kontinuierlichen Fortschritt zu gewährleisten.
Übrigens:
Unterschätzen Sie nicht die Wirkung Ihrer Kleidung! Nein, Sie müssen nicht im Sonntagsanzug am Schreibtisch sitzen. Aber der Wechsel von der Jogginghose in normale Arbeitskleidung signalisiert Ihrem Gehirn: Jetzt beginnt der Arbeitstag. Eine Studie der Northwestern University hat tatsächlich nachgewiesen, dass angemessene Arbeitskleidung die Konzentration und Leistungsfähigkeit steigert.
Kommunikation und Zusammenarbeit auf Distanz
Als Handwerker sind Sie es gewohnt, direkt und persönlich zu kommunizieren – ein Blick, eine Handbewegung, und der Kollege weiß, was gemeint ist. Diese unmittelbare Kommunikation fehlt bei der Home-Office Organisation. Doch mit den richtigen Tools lässt sich auch auf Distanz effektiv zusammenarbeiten.
In vielen Handwerksbetrieben haben sich diese Kommunikationstools bewährt:
- Microsoft Teams oder Zoom für Teammeetings und ausführliche Kundengespräche
- WhatsApp Business für den schnellen Austausch – ein Foto der Baustelle sagt oft mehr als lange Erklärungen
- Google Drive oder Dropbox für den gemeinsamen Zugriff auf Dokumente und Pläne
- Digitale Kalender mit Freigabe-Funktion, damit alle wissen, wer wann wo ist
- Fachspezifische Handwerkersoftware mit integrierten Kommunikationstools
Klare Erreichbarkeitszeiten sind dabei Gold wert. Legen Sie fest, wann Sie für Kunden und Team während der Arbeit im Home-Office ansprechbar sind, und kommunizieren Sie diese Zeiten deutlich. Ein gemeinsamer digitaler Kalender, in dem Sie alle ihre Termine eintragen, schafft Transparenz. Gleichzeitig dürfen und sollten Sie Grenzen setzen – nicht jede Anfrage erfordert eine sofortige Reaktion.
Work-Life-Balance im Home-Office
Wenn Wohn- und Arbeitsbereich unter einem Dach sind, verschwimmen die Grenzen leicht. Plötzlich checken Sie noch um 22 Uhr E-Mails oder erledigen "nur schnell" am Sonntag ein Angebot. Langfristig führt das zu Erschöpfung und mindert Ihre Produktivität.
Grenzen setzen zwischen Arbeit und Privatleben
Etablieren Sie feste Arbeitszeiten und kommunizieren Sie diese sowohl Ihrem Team als auch Ihrer Familie. Wichtig ist, dass Sie den Arbeitstag bewusst beenden – auch wenn die To-do-Liste noch lang ist. Ein Auftraggeber, der um 20:00 Uhr anruft? Kann bis morgen warten, genau wie in der Werkstatt.
Hilfreich ist ein konsequentes Feierabendritual: Computer herunterfahren, Schreibtisch aufräumen, Notizen für den nächsten Tag machen, kurz an die frische Luft gehen. Deaktivieren Sie außerhalb der Arbeitszeiten außerdem alle beruflichen Benachrichtigungen auf Ihrem Smartphone. Wenn möglich, nutzen Sie sogar separate Geräte für Beruf und Privatleben.
Die räumliche Trennung unterstützt diese mentale Grenze: Im Idealfall verlassen Sie nach Feierabend Ihr Arbeitszimmer und schließen die Tür. Haben Sie keinen separaten Raum, räumen Sie zumindest Arbeitsunterlagen weg und decken den Computer ab. Aus den Augen, aus dem Sinn – dieses simple Prinzip funktioniert erstaunlich gut.
Bewegung und Gesundheit
Als Handwerker sind Sie körperliche Aktivität gewohnt – umso wichtiger ist Bewegung beim Arbeiten im Home-Office! Bauen Sie daher bewusst Bewegung ein:
- Nutzen Sie Telefonanrufe für einen Spaziergang durchs Zimmer oder den Garten
- Führen Sie einfache Dehnübungen zwischen den Arbeitsblöcken durch
- Erledigen Sie in der Mittagspause einen kurzen Besorgungsgang zu Fuß
- Integrieren Sie kurze Workouts in Ihren Arbeitstag – ein paar Liegestütze oder Kniebeugen in jeder kurzen Pause brauchen wenig Platz
Vergessen Sie bei all dem auch nicht Ihre mentale Gesundheit. Die soziale Isolation im Home-Office kann belastend sein, besonders wenn Sie den Austausch mit Kollegen und Kunden gewohnt sind. Bauen Sie daher bewusst soziale Kontakte in Ihren Alltag ein – sei es durch virtuelle Kaffeepausen mit Kolleg:innen oder gemeinsame Aktivitäten mit der Familie nach Feierabend.
Checkliste mit den TOP-Erfolgsfaktoren für das Arbeiten im Home-Office als Handwerker:in
Diese Checkliste fasst die wichtigsten Punkte nochmal zusammen. Stellen Sie sich vor, es ist wie eine Art Werkzeugkiste für Ihr Home-Office – nutzen Sie, was Sie brauchen, und ergänzen Sie nach Bedarf:

Fazit zum Arbeiten im Home-Office
Das Arbeiten im Home-Office bietet Handwerkern die Chance, administrative Aufgaben effizienter zu gestalten und neue Freiräume zu gewinnen. Mit den richtigen Strategien für Arbeitsplatzgestaltung, Home-Office Organisation, Zeitmanagement und Work-Life-Balance wird es zur echten Bereicherung.
Denken Sie daran: Jeder Handwerksbetrieb ist individuell. Passen Sie die vorgestellten Home-Office-Tipps daher an Ihre persönlichen Bedürfnisse an. Experimentieren Sie ruhig mit verschiedenen Methoden – was beim Kollegen funktioniert, muss für Sie nicht zwingend optimal sein.
Die Umstellung braucht Zeit und Geduld mit sich selbst. Am Anfang fühlt sich manches ungewohnt an, aber mit etwas Übung werden Sie viele Vorteile erkennen. Geben Sie sich und Ihrem Team diese Eingewöhnungszeit, feiern Sie kleine Erfolge und bleiben Sie offen für Anpassungen. So wird das Arbeiten im Home-Office nicht nur produktiver, sondern auch zufriedenstellender – eine Bereicherung für Ihren Handwerksbetrieb und Ihr persönliches Wohlbefinden.
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