Bildungstipps
Überbetriebliche Ausbildung: Die wichtigsten Infos zur ÜBA bzw. ÜLU
Die überbetriebliche Ausbildung ist eine der wichtigsten Säulen der dualen Ausbildungsform und besonders im Handwerk nicht mehr wegzudenken. Sie stellt sicher, dass alle Auszubildenden nach der Ausbildung über das gleiche Praxiswissen verfügen und dementsprechend breit aufgestellt sind.
Damit Sie nun einen besseren Einblick zur überbetrieblichen Ausbildung erhalten, finden Sie in diesem Beitrag die wichtigsten ÜBA-Infos – inklusive eines FAQ am Ende des Beitrags. Egal ob Sie Ausbilder:in, Firmeninhaber:in oder Auszubildende sind, dieser Artikel wird Ihnen definitiv weiterhelfen. Sollten dennoch Fragen offen bleiben, kontaktieren Sie uns gerne.
Warum eine überbetriebliche Ausbildung?
Neben der theoretischen Ausbildung in der Berufsschule und der praktischen, kundennahen Ausbildung im Betrieb ist die ÜBA ein weiterer praxisorientierter Abschnitt der Ausbildung.
An dieser Stelle taucht oft folgende Frage auf:
„Wieso ist ein zweiter Praxisteil während der Ausbildung überhaupt nötig? Im Betrieb werden ja schließlich die benötigten handwerklichen Fähigkeiten vermittelt. Oder etwa nicht?”
Die Antwort darauf ist simpel: Sehr viele Handwerksbetriebe spezialisieren sicher immer stärker, da gleichzeitig die Anforderungen in den einzelnen Berufen steigen und öfters besondere Kenntnisse gefragt werden. Hierzu ein kleines Beispiel:
Beide Auszubildenden erhalten in ihrer betrieblichen Ausbildung also komplett unterschiedliches Praxiswissen, obwohl sie beide eine Ausbildung zum/zur Elektroniker:in absolvieren.
Durch diese betrieblichen Unterschiede können während der Ausbildung meist nicht alle von der Ausbildungsordnung geforderten Ausbildungsinhalte vermittelt werden. Der Gesetzgeber verlangt für das Ablegen der Gesellen- und Gesellinnenprüfung aber, dass Auszubildende ein breites und aktuelles Praxiswissen in verschiedenen Bereichen erlangen.
Hier kommt nun die überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) ins Spiel. Sie gleicht die Ausbildungsunterschiede der einzelnen Betriebe durch eine generelle sowie breit gefächerte praxisbezogene Ausbildung in den Werkstätten der verschiedenen Bildungsstätten aus. So wird sichergestellt, dass alle Auszubildenden einen ähnlich großen praktischen Wissensstand in den wichtigsten Themen erlangen.
ÜBA vs ÜLU: Wo liegen die Unterschiede?
Machen wir es kurz: Es gibt keine Unterschiede (außer die jeweilige Bezeichnung). Während ÜBA für überbetriebliche Ausbildung steht, ist ÜLU die Abkürzung für überbetriebliche Lehrlingsunterweisung.
Das war es aber auch schon mit Unterschieden. Im Endeffekt handelt es sich bei beiden Bezeichnungen nur um unterschiedliche Begrifflichkeiten zu ein und demselben Thema: die praxisorientierte Unterweisung durch die Bildungsstätten.
Vorteile der überbetrieblichen Ausbildung
Die überbetriebliche Ausbildung ist ein großes Plus - sowohl für den jeweiligen Betrieb als auch für die einzelnen Auszubildenden. Egal in welchem Betrieb oder welcher Region man ausgebildet wird: Durch die überbetriebliche Ausbildung erhalten alle Auszubildenden die gleich hohe Qualifikation sowie den gleichen deutschlandweiten Wissensstand. Die wichtigsten Vorteile der ÜBA haben wir daher kurz und knackig für Sie zusammengefasst.
Vorteile für den Betrieb
Die ÜBA stellt für den Betrieb eine wichtige Ergänzung seiner internen Ausbildungsinhalte dar. Sie gilt daher als „verlängerte Werkbank” der Betriebe.
Die gezielte und systematische Unterweisung erspart den teuren Personaleinsatz von breit aufgestellten Ausbildern und Ausbilderinnen im Betrieb. Sowohl Grundausbildung als auch wichtige Spezialfertigkeiten können direkt nach Lehrgangsbesuch im Betriebsalltag eingesetzt werden.
Vorteile für die Auszubildenden
Die Auszubildenden werden von top ausgebildeten und hauptamtlichen Handwerksmeisterinnen und -meistern intensiv trainiert.
Die ÜBA ist Pflicht
Wie der Besuch der Berufsschule ist auch die Teilnahme an allen Kursen der überbetrieblichen Ausbildung ein Muss.
Es ist daher gesetzliche Pflicht des jeweiligen Betriebes, den Auszubildenden für die Termine der überbetrieblichen Lehre freizustellen. Nachzulesen in Paragraf 15 des Berufsbildungsgesetzes. Die Kurse finden in der Regel unter der Woche über die Ausbildungsdauer verteilt statt. Die genauen Daten entnehmen Sie bitte der Bildungsstätte Ihrer jeweiligen Region.
Kosten, Finanzierung & Förderung der ÜBA
Sie sind Auszubildende:r? Dann können wir direkt Entwarnung geben: Die Kosten für die überbetriebliche Ausbildung werden aufgeteilt zwischen Ihrem Ausbildungsbetrieb und mehreren öffentlichen Stellen. Sie müssen die Kosten für die überbetriebliche Ausbildung also nicht selbst tragen. Sogar mögliche Ausgaben für Übernachtungen bei längerer Anreise werden von den erwähnten Kostenträgern übernommen.
Die Ausstattung der Bildungsakademie Handwerkskammer Region Stuttgart wird außerdem gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, vertreten durch das Bundesinstitut für Berufsbildung und vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg.
Unterschied zur Berufsschule
Der Unterschied zwischen klassischer Berufsschule und überbetrieblicher Ausbildung liegt auf der Hand. Während in der Berufsschule überwiegend theoretisches Wissen vermittelt wird, ist die überbetriebliche Ausbildung auf die praktische Umsetzung spezialisiert. Daher auch der Begriff “duale Ausbildung”. Ziel ist es, dass sich beide Teile der Ausbildung harmonisch ergänzen und am Ende wie gut geölte Zahnräder ineinandergreifen.
Anmeldung zur überbetrieblichen Ausbildung
Je nach Bildungsstätte erfolgt die Anmeldung auf unterschiedliche Art. Bei der Handwerkskammer Region Stuttgart erfolgt die Anmeldung automatisch, sobald der Ausbildungsvertrag unterschrieben und alle wichtigen Daten registriert wurden. Im Anschluss erhält der Ausbildungsbetrieb die Kurstermine mit ausreichend Vorlaufzeit zugeschickt und kann diese nun mit den Auszubildenden absprechen.
Standort der ÜBA & Unterbringung
Die überbetriebliche Ausbildung erfolgt in der Regel in den Handwerkskammern Ihrer Region. In unserem Fall wäre es die “Bildungsakademie Handwerkskammer Region Stuttgart”.
Da außerdem nicht alle Auszubildenden einen kurzen Anreiseweg haben, sind viele Bildungsstätten mit Übernachtungszimmern und internen Kantinen ausgestattet. Alternativ arbeiten manche Kammern auch mit passenden Jugendherbergen zusammen. Fragen Sie hierzu gerne bei der Bildungsstätte Ihrer Region nach.
Benotung und Bewertung der Auszubildenden
Die Frage ist nun: Folgt während der ÜBA-Lehrgänge auch eine Benotung bzw. Bewertung der Auszubildenden? Ja, das tut sie. Nach jedem Praxiskurs werden die Auszubildenden bewertet. Wie genau diese Bewertung erfolgt, ist dem/der jeweiligen Ausbilder:in überlassen. In der Regel kommt aber eine der beiden folgenden Bewertungsmethoden zum Einsatz:
Die Bildungstage: Für eine bessere Ausbildungsqualität
Um einen noch besseren Eindruck zur überbetrieblichen Ausbildung zu bekommen, empfehlen wir Ihnen einen Blick auf die sogenannten Bildungstage der Handwerkskammer Stuttgart zu werfen. Während der Bildungstage diskutieren Ausbilder:innen, Kammern, Innungen, Bildungsakademien und Betriebe über die unterschiedlichsten Herausforderungen und Lösungsansätze der dualen Ausbildung.
Um an dieser Stelle Jan Deike, den Geschäftsführer für berufliche Bildung der Handwerkskammer Region Stuttgart, zu zitieren: „Die Bildungstage sollen eine Plattform für den fachlichen und persönlichen Austausch aller im handwerklichen Bildungsprozess beteiligten Akteure sein und die Zusammenarbeit stärken.“
Ziel der Bildungstage ist es also, die Ausbildungsqualität langfristig zu verbessern und auch in den folgenden Jahren weiter zu optimieren. Nicht nur für die Auszubildenden selbst, sondern auch für alle anderen Beteiligten wie Betriebe und Akademien.
Wichtige Themen waren in diesem Jahr zum Beispiel folgende:
FAQ: ÜBA in der Bildungsakademie Stuttgart
Zum Schluss des Beitrags haben wir noch ein kleines FAQ für Sie, dass sich speziell um die ÜBA bei der Bildungsakademie Stuttgart dreht.