Betriebsführung
Vereinbarkeit von Familie und Beruf: So gelingt es im Betrieb
Der Wecker klingelt um sechs Uhr morgens. Während andere noch schlafen, stehen Sie bereits in der Werkstatt. Gleichzeitig wollen Sie für Ihre Kinder da sein, Sport machen und vielleicht auch noch Zeit mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin verbringen. Diese Herausforderung kennen viele Handwerker:innen: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf scheint manchmal wie ein Balanceakt. Anspruchsvoll, aber mit den richtigen Techniken durchaus zu meistern.
Und genau diese Techniken möchten wir Ihnen nun in unserem Ratgeber vermitteln. Er bietet Ihnen keine abstrakten Theorien, sondern praxisnahe Lösungen, die sich in Ihren Arbeitsalltag und das private Umfeld integrieren lassen.
Ihre wichtigsten Rechte auf einen Blick
Als Handwerker:in stehen Ihnen zahlreiche gesetzliche Regelungen zur Verfügung, die Familie und Beruf vereinbar machen. Viele kennen ihre Rechte jedoch nicht genau, dabei können sie im Alltag eine echte Entlastung bedeuten.
Elternzeit und Elterngeld: Die Grundlagen, die Sie wissen sollten
Die Elternzeit gibt Ihnen die Möglichkeit, sich nach der Geburt Ihres Kindes voll und ganz der Familie zu widmen, ohne Ihren Job zu verlieren. Bis zum dritten Geburtstag Ihres Kindes haben Sie Anspruch auf bis zu drei Jahre Elternzeit. Das Besondere: Sie können diese Zeit flexibel aufteilen. Mit Zustimmung Ihres Arbeitgebers lassen sich bis zu 24 Monate sogar zwischen dem dritten und achten Geburtstag nehmen.
Sie müssen die Elternzeit spätestens sieben Wochen vor dem geplanten Start beim Arbeitgeber schriftlich anmelden. In dieser Zeit genießen Sie besonderen Kündigungsschutz. Parallel zur Elternzeit können Sie außerdem bis zu 32 Stunden pro Woche in Teilzeit arbeiten. Eine Option, die gerade im Handwerk praktikabel sein kann, wenn Sie beispielsweise an bestimmten Projekttagen oder für wichtige Kundentermine verfügbar bleiben möchten.
Das Elterngeld ergänzt diese Auszeit finanziell. Es beträgt in der Regel zwischen 65 und 67 Prozent Ihres durchschnittlichen Nettoeinkommens der letzten zwölf Monate, mindestens jedoch 300 Euro und maximal 1.800 Euro monatlich.
Teilzeitoptionen im Handwerk: Was Ihnen zusteht
Teilzeit gilt als eine der besten Optionen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Auch wenn Vollzeit im Handwerk lange der Standard war, haben Sie unter bestimmten Voraussetzungen sogar einen rechtlichen Anspruch auf Teilzeit. Arbeiten Sie in einem Betrieb mit mehr als 15 Beschäftigten und sind bereits länger als sechs Monate dort tätig, können Sie eine Verringerung Ihrer Arbeitszeit beantragen. Dieser Anspruch gilt nicht nur während der Elternzeit, sondern grundsätzlich. Etwa auch, wenn Sie pflegebedürftige Angehörige betreuen.
Den Antrag müssen Sie mindestens drei Monate vor dem gewünschten Beginn schriftlich stellen. Ihr Arbeitgeber kann ablehnen, muss dann aber betriebliche Gründe nachweisen. Seit 2019 gibt es zudem die sogenannte Brückenteilzeit: Sie ermöglicht es Ihnen, befristet zwischen einem und fünf Jahren die Arbeitszeit zu reduzieren und danach automatisch zur vorherigen Stundenzahl zurückzukehren. Allerdings gilt diese Regelung nur in Betrieben mit mehr als 45 Mitarbeitenden.
Bewährte Teilzeit-Modelle im Handwerk:
- Die 4-Tage-Woche: Vier Tage à neun Stunden statt fünf Tage à acht Stunden. Sie haben einen kompletten freien Tag, die Wochenstundenzahl bleibt nahezu gleich
- Das Vormittagsmodell: Täglich von 6 bis 13 Uhr. Ideal für Eltern, deren Partner nachmittags nicht übernehmen kann
- Das versetzte Modell: Start um 7 statt um 6 Uhr, dafür entsprechend später Feierabend. Passt gut zu Kita-Öffnungszeiten
- Saisonale Teilzeit: In der Hochsaison Vollzeit, in ruhigeren Monaten reduziert. Funktioniert in vielen Gewerken
Pflegezeit bei familiären Notfällen: Ihre Möglichkeiten
Bei plötzlicher Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen gibt es ebenfalls mehrere Optionen, um den Spagat zwischen Familie und Beruf zu schaffen:
Kurzzeitige Arbeitsverhinderung: In akuten Pflegesituationen haben Sie das Recht, bis zu zehn Arbeitstage der Arbeit fernzubleiben. In dieser Zeit erhalten Sie das Pflegeunterstützungsgeld als Lohnersatzleistung von der Pflegekasse.
Pflegezeit: Für bis zu sechs Monate können Sie sich vollständig oder teilweise von der Arbeit freistellen lassen, um einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen zu Hause zu pflegen. Diese Regelung gilt in Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten.
Familienpflegezeit: Hier reduzieren Sie Ihre Arbeitszeit für bis zu 24 Monate auf mindestens 15 Wochenstunden. Dies ermöglicht eine längerfristige Betreuung, während Sie weiterhin im Beruf bleiben. Diese Option steht Ihnen in Betrieben mit mehr als 25 Mitarbeitenden offen.
Während der Pflegezeit erhalten Sie in der Regel kein Gehalt, können aber ein zinsloses Darlehen beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben beantragen. Außerdem bleiben Sie sozialversichert, und es gilt ein besonderer Kündigungsschutz.
Effektives Zeitmanagement im Handwerksalltag
Zwischen Baustelle, Kundenterminen und Familienleben den Überblick zu behalten, ist eine Herausforderung. Mit den richtigen Methoden schaffen Sie jedoch Struktur und gewinnen wertvolle Zeit für das, was wirklich zählt.
Die 3 besten Methoden zur Vereinbarkeit von Beruf & Familie
- Die Sonntags-Planungsroutine: Nehmen Sie sich jeden Sonntagabend 30 Minuten Zeit, um die kommende Woche zu strukturieren. Tragen Sie Kundentermine, Kita-Schließzeiten, Arztbesuche und wichtige Familienereignisse in einen gemeinsamen Kalender ein. So vermeiden Sie Überschneidungen und können rechtzeitig Betreuungslösungen organisieren.
- Die Timeblocking-Methode: Teilen Sie Ihren Tag in feste Zeitblöcke ein. Arbeitszeit, Familienzeit, Erholungszeit, Pufferzeiten für Unvorhergesehenes. Gerade im Handwerk, wo nicht jeder Auftrag planbar ist, helfen Pufferzeiten enorm. Planen Sie etwa 20 Prozent Ihrer Woche als flexible Reserve ein.
- Die Zwei-Listen-Technik: Führen Sie zwei getrennte Listen. Eine berufliche und eine private To-do-Liste. Priorisieren Sie täglich die drei wichtigsten Aufgaben beider Listen, die unbedingt erledigt werden müssen.
Kombinieren Sie nun alle drei Methoden, in dem Sie Ihre beruflichen und privaten To-Dos während der Planungsroutine in die vorgesehenen Zeitblöcke in ihrem Kalender eintragen. So haben Sie immer einen guten Überblick, wann was ansteht und die Familie lässt sich somit viel leichter mit dem Beruf vereinbaren.
Morgenroutinen, die Ihren Tag erleichtern
Eine durchdachte Morgenroutine gibt Ihnen Kontrolle über den Tag und lässt Sie stressfrei sowie positiv in den Tag starten. Doch wie sieht eine hilfreiche Morgenroutine aus? In etwa so:
- Bereiten Sie den nächsten Morgen bereits am Abend vor: Arbeitstasche packen, Frühstück vorbereiten und Kleidung bereitlegen, spart morgens 15-20 Minuten.
- Fester Ablauf am Morgen: Kinder gewöhnen sich schnell an wiederkehrende Abläufe und Erwachsenen machen sie vieles leichter. Aufstehen, Anziehen, Frühstück und Zähneputzen in immer gleicher Reihenfolge spart Zeit und Nerven.
- Auch hier Pufferzeit einplanen: Statt bis zur letzten Minute zu hetzen und direkt Zuhause in den Stress zu kommen, lieber 15 Minuten früher aufstehen und alles in Ruhe erledigen.
- Kurzer Tages-Check: Zwei Minuten, um den Tagesplan anzuschauen. Welche Termine stehen an? Was sind heute die wichtigsten Aufgaben? Wer holt die Kinder ab? Etc.
Diese einfachen, aber effektiven Schritte lassen sich schnell umsetzen, haben aber einen extrem großen Impact auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Digitale Helfer: Die nützlichsten Apps zur Familienorganisation
Auch moderne Apps können Ihnen das Leben zwischen Kindern, Partner:in und Job deutlich erleichtern. Der Schlüssel liegt darin, nicht zu viele verschiedene Tools zu nutzen. Wählen Sie stattdessen zwei bis drei Apps, die wirklich zu Ihrem Alltag passen, und nutzen Sie diese konsequent gemeinsam mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin. Hier unsere Favoriten:
- Google Kalender oder Outlook. Synchronisiert Termine aller Familienmitglieder, sendet Erinnerungen
- Todoist fürs Aufgabenmanagement. Übersichtliche To-do-Listen mit Prioritäten und Deadlines
- FamilyWall für die Familien-Organisation. Kombiniert Kalender, Einkaufslisten und Familiennachrichten
Kommunikation mit Vorgesetzten und im Team
Offene Kommunikation ist der Schlüssel zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Viele Handwerkerinnen und Handwerker scheuen sich, das Thema flexible Arbeitszeiten anzusprechen. Meist aus Angst, als weniger belastbar zu gelten oder den Betriebsfrieden zu stören. Dabei zeigt die Praxis: Wer gut vorbereitet ins Gespräch geht und konstruktive Lösungen anbietet, hat gute Chancen auf Erfolg.
So bereiten Sie das Gespräch über flexible Arbeitszeiten vor
Eine gründliche Vorbereitung ist die halbe Miete. Machen Sie sich zunächst klar, was genau Sie benötigen: Geht es um einen festen freien Nachmittag pro Woche? Um angepasste Arbeitszeiten während der Schulferien? Oder um eine dauerhafte Teilzeitlösung? Je konkreter Ihr Vorschlag, desto besser.
Arbeiten Sie allerdings nicht nur das Problem heraus, sondern präsentieren Sie auch eine durchdachte Lösung. Statt “Ich brauche mehr Zeit für die Familie” formulieren Sie beispielsweise: “Ich möchte von Montag bis Donnerstag jeweils acht Stunden und freitags vier Stunden arbeiten, sodass ich mein Kind vom Kindergarten abholen kann.” Zeigen Sie außerdem, wie der Betrieb davon profitiert. Zum Beispiel durch Ihre Verlässlichkeit, höhere Motivation und geringere Ausfallzeiten. Bereiten Sie auch Alternativlösungen vor, falls Ihr Hauptwunsch nicht sofort umsetzbar ist. Diese Kompromissbereitschaft signalisiert, dass Sie mitdenken und betriebliche Belange ernst nehmen.
Das Gespräch mit dem Chef: So bringen Sie Ihre Bedürfnisse ein
Der richtige Zeitpunkt und Ton machen den Unterschied. Hier ein paar Regeln für das Gespräch:
- Wählen Sie den richtigen Moment: Nicht zwischen Tür und Angel, sondern vereinbaren Sie einen festen Termin. Vermeiden Sie Hochphasen oder stressige Projektzeiten.
- Beginnen Sie positiv: “Mir liegt viel daran, weiterhin gute Arbeit zu leisten. Deshalb möchte ich mit Ihnen über eine Lösung sprechen, die uns beiden hilft.”
- Sprechen Sie konkret: Statt “Ich brauche mehr Flexibilität”, sagen Sie “Ich möchte vorschlagen, meine Arbeitszeit so anzupassen, dass ich mittwochs um 15 Uhr gehen kann. Die fehlende Stunde arbeite ich montags vor.”
- Hören Sie aktiv zu: Nehmen Sie Bedenken ernst und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. Ihr Chef kennt die betrieblichen Abläufe und kennt vermutlich zusätzliche Kompromisse, an die Sie selbst noch nicht gedacht haben.
Familienfreundliche Maßnahmen mit Kolleg:innen gestalten
Oft bewirkt man im Team mehr als allein. Sprechen Sie mit Kolleginnen und Kollegen, die ähnliche Herausforderungen haben. Gemeinsam können Sie Rotationssysteme für Arbeitszeiten und Spätschichten entwickeln oder Springer-Lösungen etablieren, bei denen Sie sich gegenseitig vertreten. Vielleicht übernehmen Sie freitags die Baustelle eines Kollegen, der dafür mittwochs für Sie einspringt. Ein Team, das sich gegenseitig unterstützt, reagiert flexibler auf familiäre Notfälle und schafft eine Kultur, in der die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zur Normalität wird. Wichtig ist hier auch der gegenseitige Austausch, um herauszufinden, was in der Vergangenheit gut und weniger gut funktioniert hat.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Grenzen setzen
Klare Grenzen zu setzen ist nicht egoistisch, sondern notwendig für eine funktionierende Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Manchmal ist es einfach nicht möglich, dem Chef für Überstunden zur Verfügung zu stehen, weil das Kind krank ist, Essen gekocht werden muss oder Fußballtraining ansteht. Hier drei wichtige Tipps, wie Sie in diesen Fällen erfolgreich Grenzen setzen können.
- Die Sandwich-Methode: “Ich verstehe, dass das Projekt dringend ist (Verständnis), aber ich habe heute einen wichtigen Arzttermin mit meinem Kind (Grenze). Ich kann morgen früh um 6 Uhr anfangen und die Zeit aufholen (Alternative).”
- Vorausschauend kommunizieren: Teilen Sie frühzeitig mit, wann Sie verfügbar sind und wann nicht. Meist sind es viel zu kurzfristig geäußerte Wünsche, die für Verärgerung beim Vorgesetzten oder im Team sorgen.
Konsequent bleiben: Wenn Sie einmal zugestimmt haben, obwohl es bei Ihnen eigentlich nicht passte, erwarten andere das in Zukunft oft wieder. Überdenken Sie also ganz genau, wann Sie sich ein zusätzliches Bein “ausreißen” und kommunizieren Sie dies auch als absolute Ausnahme. Bleiben Sie dabei höflich, aber bestimmt bei Ihren Grenzen.
Umgang mit Konflikten im Team bei unterschiedlichen Familiensituationen
Nicht alle Kolleginnen und Kollegen haben die gleichen familiären Verpflichtungen und müssen den Spagat zwischen Familie und Beruf meistern. Ja, das kann zu Spannungen führen, besonders wenn Sie öfter pünktlich gehen müssen. Schaffen Sie deshalb Transparenz, ohne sich zu rechtfertigen: “Ich hole mein Kind um 16 Uhr ab, deshalb kann ich nicht spontan länger bleiben.” Bieten Sie aber auch gleichzeitig einen möglichen Ausgleich an. Zum Beispiel: “Dafür übernehme ich gerne die frühen Schichten oder springe bei planbaren Terminen ein.”
Zeigen Sie außerdem Respekt für andere Lebenssituationen. Kinderlose Kolleginnen und Kollegen haben ebenso das Recht auf Freizeit und Planungssicherheit und können sich zudem nur schlecht in eine Familiensituation hineinfühlen. Sie kennen sie schließlich nicht. Bei Konflikten hilft daher IMMER ein klärendes Gespräch. Warum? Weil Missverständnisse oft aus Unwissenheit über die Situation des anderen entstehen. Bleiben Sie lösungsorientiert und suchen Sie gemeinsam nach fairen Regelungen, die für alle funktionieren.
Kinderbetreuung clever organisieren
Eine durchdachte Betreuungsorganisation gibt Ihnen sehr viel Sicherheit und reduziert den Alltagsstress erheblich. Allerdings ist die Betreuung zu Beginn nicht immer einfach zu planen. Wir verraten Ihnen nun mögliche Lösungen und finanzielle Hilfen.
Betreuungslösungen für frühe Arbeitszeiten und Notfälle
Die frühen Arbeitszeiten im Handwerk stellen eine besondere Herausforderung dar. Reguläre Kitas öffnen meist erst zwischen 7 und 8 Uhr. Zu spät für viele Handwerkerinnen und Handwerker. Hier sind kreative Lösungen gefragt:
- Flexible Tagesmütter und -väter: Sie bieten oft individuellere Betreuungszeiten als Kitas. Manche starten bereits um 6 Uhr oder früher und können auch bei unregelmäßigen Arbeitszeiten flexibel reagieren. Der Nachteil: höhere Kosten.
- Frühdienst-Arrangements: Fragen Sie in Ihrer Kita nach erweiterten Öffnungszeiten oder ob andere Eltern Interesse an einer Frühdienst-Gruppe haben. Manchmal lassen sich solche Angebote etablieren, wenn genug Nachfrage besteht.
- Nachbarschafts- oder Freundschaftslösungen: Eine Nachbarin oder ein Freund aus der Nähe bringt Ihr Kind zur Kita, im Gegenzug nehmen Sie deren Kind unter der Woche mit zum Spielplatz. Solche Tauschgeschäfte funktionieren oft besser als gedacht.
Großeltern als Backup: Falls Großeltern in der Nähe wohnen, können sie als Notfallplan einspringen und ebenfalls helfen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Nicht täglich, aber in Ausnahmesituationen.
Finanzielle Hilfen, die Ihnen zustehen
Kinderbetreuung kostet Geld, doch es gibt verschiedene Möglichkeiten, die finanzielle Last zu verringern. Fragen Sie zum Beispiel Ihren Arbeitgeber nach einem steuer- und sozialabgabenfreien Kinderbetreuungszuschuss für die reguläre Betreuung (z. B. im Kindergarten). Dieser ist der Höhe nach unbegrenzt, solange er die tatsächlichen Kosten nicht übersteigt.
In Ihrer Steuererklärung können Sie zudem zwei Drittel der Betreuungskosten als Sonderausgaben geltend machen, maximal 4.000 Euro pro Jahr und Kind unter 14 Jahren. Das gilt für Kita, Tagesmutter und Hort. Viele Kitas bieten außerdem Geschwisterrabatte oder Sozialstaffelungen je nach Einkommen an. Hier bei uns in Baden-Württemberg entfallen in einigen Kommunen die Kita-Gebühren ab dem dritten Lebensjahr, während andere Gemeinden Beiträge erheben. Informieren Sie sich daher unbedingt bei Ihrer Gemeinde oder beim Jugendamt über lokale Förderprogramme, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf finanziell unterstützen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Stress reduzieren, Energie gewinnen
Zwischen Baustelle, Familienleben und Haushalt bleibt oft wenig Zeit zum Durchatmen. Doch gerade im körperlich anstrengenden Handwerksalltag ist es entscheidend, bewusst Pausen einzulegen und Energie zu tanken. Nur so kann der Spagat zwischen Familie und Beruf funktionieren. Die gute Nachricht: Schon kleine Übungen können einen großen Unterschied machen.
5-Minuten-Übungen für mehr Gelassenheit im Arbeitsalltag
Sie brauchen keine Stunde Yoga-Kurs, um Stress abzubauen. Diese kurzen Übungen passen in jeden Arbeitstag:
- 4-7-8-Atemtechnik: Vier Sekunden einatmen, sieben Sekunden Luft anhalten, acht Sekunden langsam ausatmen, fünf Minuten lang. Beruhigt das Nervensystem sofort!
- Progressive Muskelentspannung: Einzelne Muskelgruppen fünf Sekunden stark anspannen, dann plötzlich locker lassen. Löst Verspannungen und schafft Erleichterung.
- Bewegte Mittagspause: Fünf Minuten an der frischen Luft spazieren, statt nur zu sitzen. Dabei bewusst tief in den Bauch atmen.
Qualitätszeit mit der Familie trotz knapper Zeit
Mehr Zeit lässt sich nicht herbeizaubern, aber die vorhandene bewusster gestalten. Legen Sie nach Feierabend das Handy weg und schenken Sie Ihren Kindern zwanzig Minuten volle Aufmerksamkeit. Spielen Sie ein kurzes Spiel, lesen Sie vor oder unterhalten Sie sich beim Abendessen ohne Ablenkung.
Etablieren Sie außerdem kleine Rituale: Das gemeinsame Frühstück am Wochenende, der Samstagsspaziergang oder das Vorlesen vor dem Schlafengehen. Kinder brauchen keine stundenlangen Events, Sie brauchen Ihre Präsenz.
Partnerschaftliche Lösungen für den Familienalltag
Bewährte Aufteilungsmodelle:
- Wochentage-System: Jeder hat feste Tage, an denen er oder sie die Hauptverantwortung trägt
- Aufgaben-Pakete: Eine Person übernimmt den kompletten Einkauf und Kochen, die andere Wäsche und Putzen
- Flexible Wochenplanung: Jeden Sonntag wird neu geschaut, wer in der kommenden Woche welche Kapazitäten hat
Wichtig: Reden Sie untereinander offen über Überlastung. Wenn einer merkt, dass es zu viel wird, muss nachjustiert werden. Partnerschaft bedeutet, gemeinsam Lösungen zu finden und nicht perfekt zu sein, sondern flexibel zu bleiben (besonders mit Kids).
Persönlicher Kurzcheck: Wo können Sie sofort ansetzen?
Sie haben nun viele Informationen und Strategien kennengelernt. Doch wo fangen Sie konkret an? Dieser Kurzcheck hilft Ihnen, die ersten Schritte zu gehen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aktiv zu gestalten. Nehmen Sie sich zehn Minuten Zeit und beantworten Sie ehrlich diese Fragen:
Für jede Frage, die Sie mit “Nein” beantwortet haben, finden Sie in diesem Ratgeber konkrete Lösungsansätze.
Vorgehen: Die beste Checkliste nützt nichts, wenn Sie nicht ins Handeln kommen. Priorisieren Sie daher nun die drei Bereiche, die Ihnen am wichtigsten sind, wählen Sie für jeden Bereich eine konkrete Maßnahme aus diesem Ratgeber aus und setzen Sie sie in den nächsten drei Tagen direkt um. Das kann ein Gespräch mit Ihrem Partner über die Aufgabenverteilung sein, die Recherche nach einer Tagesmutter oder das Anlegen eines gemeinsamen Familienkalenders.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist kein Zustand, den man einmal erreicht und dann dauerhaft beibehält. Es ist ein fortlaufender Prozess, der immer wieder Feintuning braucht. Seien Sie geduldig mit sich selbst, feiern Sie kleine Erfolge und passen Sie Ihre Strategien an, wenn sich Lebensumstände ändern.